Tagesblupp

Halli-Galli

Wie ich heute hörte, ist es an der Zeit, dass ich mich von einem alten Freund trenne, der mich seit langem begleitet. Irgendwann in den frühen Achtzigern wurde er zum ersten Mal an oder vielmehr in meiner Seite gesichtet. Zwei Zentimeter groß war er damals. Er wurde übrigens rein zufällig entdeckt, da er sich durch nichts bemerkbar machte, sondern bescheiden still herumlag. In meiner Gallenblase.
Mittlerweile ist er zwar nicht mehr gewachsen, aber auch nicht gewichen, und da er nunmehr doch beinahe täglich vor sich hin randaliert, wird es time to say goodbye.
Das ist jedenfalls die Meinung meiner Ärztin.
Ich denke noch darüber nach; froh bin ich erst mal, dass es nichts Schlimmeres ist. Wenn man erst mal anfängt, mit Suchwörtern wie "Schmerzen, Druckgefühl, rechter Oberbauch" zu googeln, bekommt das Grauen einen Namen.

Vielleicht ist mal wieder eine Horrorgeschichte fällig! Ich schreibe ja schon fast gar nichts mehr, der Stöpsel sitzt fest!!

Bastelstunde



... ich zeige das mehr für mich selbst, als Meilenstein und vor allem als Wegzeichen: da geht's lang ...
Einen herzlichen Gruß an Pia, die mir mit einem Online-Tagebucheintrag den Titelfloh oder vielmehr Titelhasen ins Ohr setzte.

Was nicht sein kann ...

Es gibt so absolute Leute. Wenn man ihnen etwas erzählt, sagen sie: "Das kann nicht sein." Vermutlich meinen sie damit, es widerspräche dem Naturgesetz. Als ob es kein Naturgesetz wäre, dass auch Dinge passieren, die mit selbigen im Widerspruch stehen.
Gerade habe ich "Ungeduld des Herzens" von Stefan Zweig gelesen. Da steht die gelähmte Edith auf, wirft die Krücken weg und geht ihrem Verlobten entgegen. Weit kommt sie nicht. Einen Schritt bevor sie ihn erreicht, bricht sie zusammen, und statt ihr entgegenzustürzen und sie aufzufangen, weicht er schreckerfüllt zurück. Grässlich diese Szene.
Aber es geht mir nicht um Existenzielles, sondern um die kleinen Widrigkeiten des Alltags.
Ich hatte mal eine Zwergkaninchenhäsin (darf man das so ausdrücken?), die mir jedes Mal, wenn ich sie im Arm hielt und streichelte, lange Vorträge hielt. Ein ununterbrochenes Flüstern und Murmeln kam aus meiner Armbeuge. Da ich gelernt habe, Kaninchen seien stumme Tiere, fragte ich mich, ob mit ihr etwas nicht stimmt. Ich wandte mich an ein Tierarztforum und legte den Fall dar. Die Antwort war: "Das kann nicht sein, so was machen Kaninchen nicht!"
Ich loggte mich wieder aus und wandte mich an ein Forum von Kaninchenhaltern. Dort bekam ich die Antwort, das sei keine Seltenheit. Eine ganze Anzahl Kaninchenhalter erzählten von dem gleichen Phänomen bei sich zu Hause.
Astrid aus dem Spinnforum erzählt eine ganz ähnliche Geschichte. Bei einem ihrer Spinntreffen wurde darüber diskutiert, welche Schafwolle am besten zum Filzen geeignet sei. Dabei saß eine Fachfrau, die kategorisch erklärte: "Bergschafwolle filzt überhaupt nicht!"
Astrid besitzt ein Stück gefilzte Bergschafwolle, andere Mitglieder des Spinnforums auch. Aber ich möchte wetten, jene Dame würde, selbst wenn man ihr den Filz unter die Nase hielte, beharren: "Bergschafwolle filzt nicht!"
Ich kenne noch mehr Beispiele ... aber lassen wir's.
Die Frage ist halt immer, mit wem stimmt was nicht. Mit dem, der die Naturgesetze oder auch die Gesetze der Wahrscheinlichkeit verteidigt, oder mit dem, der behauptet, ein Gegenbeispiel zu haben und selbst keine Ahnung hat, dass er spinnt? (Dies soll keine Anspielung auf das Spinnforum sein, ich spinne ja selbst.) Heute sprach ich mit einem mir sehr nahe stehenden Menschen über das Phänomen. Der mir sehr nahe stehende Mensch reagierte mit überraschendem Verständnis, weil er das selbst schon erlebt hatte. Er hatte die Analyse eines chemischen Präparats, statt sie selbst durchzuführen, einem Computer übergeben, der eine Fehlerquote von 0,07 Prozent mitbringt. Natürlich war das illegal, aber der mir nahe stehende Mensch stand mit seiner Praktikumsprüfung auf Spitz und Knopf. Die Analyse, die der mit einer Unwahrscheinlichkeit von 0,07 Prozent dummbeutelnde Computer ablieferte, war falsch. 0,07 Prozent hatten zugeschlagen! Kann das denn sein?
Der mir nahe stehende Mensch rasselte durchs Praktikum und fragt sich heute noch, wer da eigentlich einen Fehler gemacht hat - der Computer (siehe Wahrscheinlichkeit), die Prüfer oder er selbst, dass er es überhaupt versucht hat.
"Das kann nicht sein" höre ich nicht gern.
Überhaupt schon rein gar nicht!
Ich kenne, wie gesagt, noch mehr Beispiele. Aber wenn ich die hier erzähle, hält man mich für komplett bekloppt.

Nebenbei: das wider alles Naturgesetz redende Kaninchen habe ich zum Helden einer Geschichte gemacht. Hier.

Schokorente

Meine jüngere Tochter hat sich gerade reichlich mit quadratischen Schokoladetafeln eingedeckt: Sie will unbedingt eines dieser T-Shirts haben, die den Träger oder die Trägerin schon von weitem als Liebhaber/-in einer bestimmten Schokoladensorte quadra qualifizieren. Und obendrein freiwillig für deren Hersteller Reklame laufen. Dafür müsste der doch eigentlich was zahlen? Im Gegenteil - meine Tochter muss Leistung erbringen, nämlich 16 Tafeln Schokolade innerhalb eines Monats essen. Dann bekommt sie am Monatsende gegen Einsendung der mit Klebepunkten gefüllten Sammelkarte ihr Schokoladen-T-Shirt. Wenn sie etwas länger braucht, drei Monate zum Beispiel, geht das auch. Nur muss sie dann nicht 16, sondern 32 Tafeln Schokolade essen.
Gutmütig, wie ich bin, habe ich ihr Hilfe zugesagt.
Hätte ich das nur gelassen! Denn seit heute hat sich die große Tochter überlegt, dass sie auch so ein Schokolade-T-Shirt haben will. Mein Mann wird uns zwar im Rahmen seiner (nicht geringen) Möglichkeiten unterstützen, aber trotzdem habe ich Zweifel, ob das klappt mit den T-Shirts. Es gibt sie nämlich nur in S, M und L. Ich habe ein paar Minuten überlegt, ob ich dem Hersteller auch eine volle Sammelkarte schicken soll und dazu anfragen, ob er nicht mir zuliebe ein T-Shirt in XXXL fertigen lassen könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die einzige bin, die nach Ablauf der Sammelfrist von 1 Monat / 16 Tafeln oder drei Monaten / 32 Tafeln Bedarf hat.
Dann habe ich mich aber doch für den 1-Kilo-Lindt-Goldhasen entschieden. "Der Goldhase in Lebensgröße, 1 kg Schokolade, dekorativ verpackt in einer Kunststoffbox" wird vollmundig versprochen (ausnahmsweise passt das Adjektiv). Und Alexander ist sogar der Meinung, das sei das ideale Geschenk für Frauen zwischen 40 und 99. Da passe ich ganz gut ins Profil. Das ist auch das einzige Profil, das ich für lange Zeit haben werde, wenn ich diesen Hasen verspeist hab.
Übrigens kann man bei der quadratischen Schokoladenfirma auch was gewinnen, eine Schokoladenrente nämlich! Ein Leben lang 365 Tafeln Schokolade im Jahr, wird da VOLLMUNDIG versprochen! (Wer länger als, sagen wir, fünf Jahre durchhält, wird womöglich vors Firmentor gerollt und als Beweismittel ausgestopft.)
Obwohl, es gibt ja auch richtig dünne Schokoladenfreaks. Wenn ich da an Johnny Depp als Charlie Wonka denke ... was wollte der eigentlich damit beweisen?

Fragen über Fragen. Immerhin habe ich beim Schreiben dieses Eintrags für einen neuen Klebepunkt auf der Sammelkarte der Kleinen gesorgt. Der Gerechtigkeit halber muss nun noch eine zweite Tafel geopfert werden, die Große soll auch noch einen Klebepunkt bekommen. Und morgen früh darf mich der erste Bloggast notschlachten.

Für herausragende Blogleistungen (in welchem Sinn auch immer ;-))

bekam ich diese Auszeichnung:

rockin-button,

von Uta.
Kreiert wurde dieser Button hier.

Lieben Dank! Es ist mir eine Ehre!
*Schmollfisch verneigt sich*

Pudelskern mal anders

In Bad Hersfeld haben sie in der Innenstadt lauter Pudel-Skulpturen aufgestellt.
Vorne an der Brust hat jeder einen Knopf mit einem Schild daneben "Bitte nur einmal drücken!"
An zwei Pudeln habe ich gedrückt. Aus einem scholl "Heinrich, mir graut vor dir!", aus dem zweiten: "Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns endlich Taten sehen!"
EIne hübsche, ulkige Idee. Heute abend wurde in der Bad Hersfelder Stiftsruine "Figaros Hochzeit" gespielt und der Schmollfisch war mit Fischtochter dabei, bis an die Brust in Decken gewickelt und um den Kopf noch mal einen Wollschal wg. Gesichtsneuralgie. Auch so ein guter Freund, der mich jeden Sommer besucht.
Aber schön war's. Tutto Sevilla conosce schmollfisch!

Halbseiden

Le musée de la soie à St Hippolyte du Fort

Nun bin ich schon x-mal in der Provence gewesen und hatte bisher keine Ahnung, dass eine der wichtigsten Einnahmequellen dieser Gegend in früheren Zeiten die Seidenproduktion gewesen ist! Und das mir als Liebhaberin alles Textilen! Meine einzige Entschuldigung ist wohl, dass das Thema Seide auf den normalen Touristenwegen kaum ins Auge fällt - im Gegensatz zu den bekannten Themen Olivenöl, Wein, Lavendel, Malerei. Kanufahren und und und ... Man muss schon ein wenig gezielter suchen, um die berühmten weißen Seidenraupen bei der Arbeit beobachten zu können. In der Magnanerie in St. Hippolyte du Fort zum Beispiel. Die Arbeit der Seidenraupen heißt zum größten Teil: Fressen. (So gut möchte ich es auch mal haben.)
Während ihrer kurzen Lebensspanne verzehren die Raupen Tag und Nacht unter lauten Schmatzgeräuschen Unmengen von Maulbeerblättern. Viermal häuten sie sich, nach der vierten Häutung suchen sie einen erhöhten Platz und beginnen sich einzuspinnen. Früher haben die Raupenzüchter ihren Tierchen Heidekrautbüschel zur Verfügung gestellt; heute benutzt man dazu weiße Plastikgestelle.




In der Seidenherstellung darf der Schwärmer nicht ausschlüpfen, das würde den Kokon zerreißen. Er wird in speziellen Öfen noch vor dem Schlüpfen erstickt. Der Kokon wird gewässert und dann kann der feine Faden abgespult werden - ein echter Maulbeerseidenfaden. Manche Seidenraupen nehmen auch mit Eichenlaub und anderem vorlieb. Nur leider hat man dann keinen echten Maulbeerseidenfaden, sondern die wesentlich gröbere Wildseide. Die habe ich selbst schon verarbeitet; sie hat zwar nicht den speziellen Glanz der Maulbeerseide, ist aber durch den kühlen Griff auch sehr angenehm zu tragen. Keine "richtige" Seide, aber gut genug für einen halbseidenen Fisch.
Meine Hoffnung, in der Magnanerie Spinnseide kaufen zu können, ging leider nicht in Erfüllung - hier gab es nur fertige Stoffe und Kleidungsstücke, alles gut und teuer und nicht mal an Ort und Stelle gefertigt, sondern aus Madagaskar importiert. Aber was solls. Dafür konnte ich jede Menge Uraltmaschinen aus der Seidenindustrie bewundern.



Das ist ein alter Industriewebstuhl, im Vordergrund ein moderner Handwebstuhl, wie man sie heute noch in der Handweberei benutzt (und sich einen krummen Buckel dabei holt, habe ich mir sagen lassen).





Ein problematischer Arbeitsgang steht bei jedem Weben am Anfang: Das Schären und Aufbäumen der Kette. Breite Ketten aus feinen Fäden auf den Webstuhl zu bringen, ist mindestens so aufwendig wie das spätere Weben selbst. Hier kann man sehen, mit welchen Ungetümen dabei früher gearbeitet wurde und wohl auch heute noch gearbeitet wird, denn das Prinzip hat sich ja nicht verändert.




Hier eine Strickmaschine ehrwürdigen Alters. Vermutlich strickte sie wesentlich feiner als unsere heutigen Heimstricker, mit denen man selbst bei feinster Einstellung keine richtigen Seidenjerseys hinbekäme. In früheren Zeiten hat man auch die feinen Strümpfe aus Seide hergestellt. Ein Gerät zum Stricken von schlauchförmigen Stücken ist im Hintergrund zu sehen.




Wer mir sagen kann, wozu das mal gedient hat, gewinnt die halbseidene Maulbeere am Bande. Ich habe keine Ahnung. Bandwebstuhl? Sieht eher aus wie eine Guillotine. Vielleicht hat man damit die Seidenraupen geköpft, die nur fraßen, statt sich einzupuppen.




Und das hat mir besonders gefallen: der Fühlbereich des Museums. Hier darf und soll man anfassen und betatschen. Wer will, kann anhand der Schaubilder auch die verschiedenen Zwirnungen und Webarten nachvollziehen. Und sich danach aus dem Korb ein Stück Seide aussuchen, wenn das Portemonnaie dick genug ist. Bei mir hat's leider nicht gelangt; das Portemonnaie ist das einzige, was an mir schlank ist - ich bleibe halbseiden.


Mouton tarasconais

Übrigens habe ich mir durchaus auch was gegönnt: In einer kleinen Wollkämmerei in Niaux habe ich ein großes Stück Spinnwolle vom "mouton tarasconais" kaufen können, einer mir bis dahin unbekannten Schafrasse. Das Vlies ist sehr hell, beinahe weiß, und schön weich im Griff. Ich bin gespannt, wie es sich verarbeiten lässt. Und habe jedenfalls keine Seidenraupen auf dem Gewissen; das Schaf dürfte noch leben und grast hoffentlich friedlich auf seiner Weide im Roussillon.

Das Vlies zeige ich demnächst im Hinterzimmer. Sobald ich ein Foto habe. Weiteres demnächst!


Nachtrag: Viel Audon

Das ist nicht das Gegenteil von wenig Audon, sondern der Name eines Dorfs an der Ardêche, wo eine Handvoll Aussteiger daran arbeitet, die Seidenproduktion in der Provence wiederzubeleben. Einstweilen umhegt man eine Maulbeerbaumplantage und verkauft Ziegenkäse und andere Produkte der Region. Ich bin in einem zwanzigminütigen Fußmarsch von der Route National aus hingelangt (Autos sind in Viel Audon nicht gern gesehen, man macht hier Ernst) und gewann den Eindruck einer behelfsmäßigen Barackengruppe mit sehr aufwendiger Müllentsorgung. In einer Degustationsbude, wo es Honig und Wein gibt, ist die Arbeit in und an Viel Audon auf Plakatwänden dokumentiert. Gern hätte ich mich genauer umgesehen, es sieht interessant aus, doch dafür war leider keine Zeit.
Vielleicht gibt es in ein paar Jahren wieder echte provenzalische Seide? Ich habe mir das Eckchen an der Ardêche jedenfalls vorgemerkt. Zumal es auch noch eine "Filaterie" (vom Schaf zum Pulli!) gibt, die ich auch wegen Zeitmangel nicht mehr besuchen konnte.

Blubberpause

für drei Wochen.
Bis dann!

Maloche in Spanien

Den Spaniern als arbeitenden Menschen haftet ein unausrottbares Vorurteil an, nämlich dass sie eigentlich überhaupt nicht arbeiten. "mañana" lautet das Stichwort. Vermutlich sagt diese Vorstellung mehr über den deutschen Touristen aus als über den typischen Spanier. In Wirklichkeit arbeiten die Spanier gern, viel und mit Begeisterung.

An einer typisch deutschen Straßenbaustelle sehen wir zuerst "100"-, dann "80"-, dann "60"-Schilder, einen Blitzkasten und einen Radlader, der sich nicht bewegt. An einer typisch spanischen Straßenbaustelle sehen wir acht Arbeiter in gelben Warnwesten, die knietief in einem Graben stehen und die Pickel schwingen. Meistens stehen außerhalb des Grabens noch ein paar und reden mit ihren Handys, und einer schwenkt ein Fähnchen. Dreieckige Schilder mit aufgemalter "100" erübrigen sich, in Spanien fahren alle gleich langsam, im Gegensatz zum kleinen Nachbarn Portugal (da fahren alle gleich noch schneller). Kommt man ein Jahr später wieder, ist die Straßenbaustelle nicht mehr da. Statt dessen ist da eine Straße, fix und fertig, manchmal schon flankiert von Tamarisken und Oleandersträuchern, alles blühend und dick mit Straßenstaub bedeckt.

Nehmen wir statt der Straßenbaustelle ein Gebäude: Will man in Deutschland eine Hundehütte bauen, stellt man ein Schild auf "Betreten der Baustelle verboten" und daneben vielleicht noch ein Schild "Hier bauen wir für Sie eine Hundehütte. Voraussichtliches Bauende 2012". (Ich bin dann immer in Versuchung, im Schutz der Dunkelheit mit einem fetten Edding aus der ersten 2 eine 3 zu machen.) Will man in Spanien eine Hundehütte bauen, stellt man als erstes mindestens einen Kran auf. In Spanien gibt es annähernd so viele Kräne wie Spanier. Man hat dort so viele Kräne, dass man sie sogar zu Verschönerungszwecken vor Supermärkten aufstellt. Die Spanier bauen rasend gern. In und um Bilbao, Tarragona, Valencia baut man Hochhäuser mit Hunderten von Wohnungen, dass es nur so kracht. Wer das alles bewohnen soll, ist mir ein Rätsel. In Städten wie Oropesa, das sich eines "goldenen Sandstrands" rühmt (in Wirklichkeit sieht man davon nichts, so dicht liegen die Leute drauf) sind wir Deutschen für die Belegung der Bauten zuständig. Aber da es auch von uns Deutschen immer weniger gibt, sehe ich in dieser Hinsicht eher schwarz.



In Barcelona baut man seit 1882 an einer Kirche, der "Sagrada Familia", die ausschließlich aus Eintritts- und Spendengeldern finanziert wird. Bei Wikipedia ist zu lesen, das man hofft, bis 2026, dem hundertsten Todestag des berühmten Architekten Antoni Gaudí, fertig zu werden. Der Bau schreitet deshalb so langsam fort, weil nach Gaudís Entwurf praktisch jedes Bauteil einzeln von Hand gefertigt werden muss. Gaudís Kirche enthält keine geraden Linien. Bei meiner letzten Besichtigung der Kirche im vorletzten Jahr ging ich u.a. durch das Hauptschiff, das einen Wald weißer Säulen mit weißen Blattwerk an den Kapitellen vorstellt. Mitten in dem unsäglichen Lärm und Staub saß an einem kleinen, mit Pappwänden abgeschirmten Arbeitsplatz eine junge Frau und fertigte weiße Blätter aus Stuck. Wir liefen zusammen mit Hunderten anderer Touristen auf einer Brettergalerie über ihrer Nase vorbei. Sie schenkte uns ebensowenig Beachtung wie dem Maschinenlärm und den anderen Arbeitern um sie her. Vielleicht sitzt sie jetzt noch da und schmirgelt selbstvergessen an ihren weißen Stuckblättern.

Die Sagrada Familia soll, wenn sie fertig ist, 13 Türme haben; ich habe bei meinem letzten Besuch acht fertige Türme gezählt. Die übrigen Türme ersetzen einstweilen Kräne.



Auf einem Parkplatz am Stadtstrand von Barcelona habe ich im Juli 2005 einen jungen Mann beobachtet, der dort ganz allein mit einem kleinen Schaufellader einen Graben ausbaggerte. Wir haben ungerechterweise über ihn gelacht. Es hatte annähernd 30 Grad im Schatten; wir latschten mit Schirm Richtung Strand - er saß strahlend auf seinem Schaufellader und baggerte, dass es nur so staubte; mit der Begeisterung eines kleinen Jungen, der im Sandkasten wühlt. Kein anderer Arbeiter war zu sehen, auch kein Polier; er baggerte ganz alleine.

Als wir letztes Jahr wieder dort parkten, war der Bürgersteig fertig. Ein bisschen ungleichmäßig gearbeitet, hier und da holprig, aber es war ein Bürgersteig. Man konnte darauf gehen.

Vielleicht komme ich dieses Jahr wieder nach Tossa. Dort gibt es einen Schmuckladen, der das schönste Angebot hat, das ich bisher gesehen habe. Die Inhaberin hat graue Streichholzhaare und einen Buckel. Wenn ich mit dem Finger gezeigt habe, welches Stück ich haben will, holt sie es mit mürrischer Miene aus dem Glaskasten und poliert minutenlang mit einem Silberputztuch darauf herum, die dunkelbrauen Augen verkniffen wie ein Uhrmacher.

Ich würde gern wieder hingehen. Jederzeit. Nächste Woche.

Der Schmollfisch schwimmt ...

... zur Zeit in Arbeit und kann daher kaum auftauchen.
Auch zur üblichen Schwimmrunde durch die Blogs bleibt leider kaum Zeit.
Sorry - aber aufgeschoben ist nicht weggeschwommen ...

Blubbern als Kunst!

blaue-flecken

Wort des Monats

"Es gibt in der geistigen Welt weitaus mehr Gnade, als sich der Mensch vorstellen kann."
(Meridian 2/2012)

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